Juni, 2015
Hintergrund
Wie wollen wir zusammen leben? Ist das 80er-Jahre-Motto „There is no alternative“ immer noch in unseren Köpfen verankert? Wir scheinen nicht mehr daran zu glauben, dass es eine Alternative zur kapitalistischen Weltordnung geben kann. Und das, nachdem wir immer noch unter der Krise zu leiden haben, in die uns die freien Märkte und der Finanzkapitalismus 2008 gestürzt haben. Wir brauchen neue Utopien. Und diesen Utopien wollen wir einen Ort geben, an dem sie sich entfalten können.
Nach Utopia – eine Reise ins Land der Utopien
Auf dem Gelände des einstigen Friedhofs der St.-Thomas-Gemeinde errichtet die Social Space Agency (SoSA*) ein kleines, modulares Forschungszentrum. SoSA wandelt auf den Spuren einer vor Urzeiten untergegangenen „Gemeinde“, die auf diesem Areal ihre erdachten Utopien des menschlichen Zusammenlebens erprobten und auslebten. Diese Kultur ist längst untergegangen und mit ihr, ihre Utopien. Das Ziel des heutigen Forschungszentrums ist es, den Spuren Utopias zu folgen und deren Ideen wieder ans Licht zu fördern.
Die Besucher/innen von 48 Stunden Neukölln erhielten Ende Juni 2015 die Möglichkeit, in die Rolle von Archäologen/innen zu schlüpfen. Ihre Aufgabe bestand darin, sich durch das Gelände zu bewegen und vorzustellen, welche Utopien einst hier existierten. Für diese Aufgabe stellte das Forschungszentrum verschiedene (kreative) Techniken und Werkzeuge zur Verfügung. Knappe, schriftliche Spuren wurden zusätzlich hinterlegt, deren Ursprung, Überlieferungen nach, dem Historienbuch Utopias entstammen. Nach erfolgreichem Fund, wurden die Besucher/innen angehalten, ihre Visionen/Ideen festzuhalten. Auf diese Weise entstand auf dem ehemaligen Friedhof ein Kaleidoskop all derjenigen Utopien, die in den Köpfen herumschwirren.
*SoSA
Moritz Müller, Thibault Schiemann, Jan Sevcik
Die Social Space Agency (SoSA) beschäftigt sich mit der systematischen Erforschung sozialer Praktiken und stellt so die Frage, warum wir immer innerhalb eines festgesetzten Regelwerks handeln – und wie sich dieses Regelwerk erweitern lässt. Dabei werden künstlerische Methoden zur Erprobung von neuen sozialen Konventionen angewandt und auf einzelne Felder bezogen. Die SoSA versteht sich als Open-Source-Organisation, ein Prinzip, nach dem jeder Mensch Sozionaut/in werden und das seinige beitragen kann.