20 Nov DIE TATSÄCHLICH-VERSCHWÖRUNG
Ich bin da tatsächlich einer ganz großen Sache auf der Spur. Ich meine das tatsächlich ernst. Es ist tatsächlich so was von offensichtlich, dass ich tatsächlich nicht weiß, warum es bisher niemandem aufgefallen ist. Festhalten, Luft anhalten, Verstand ausschalten:
DIE TATSÄCHLICH-VERSCHWÖRUNG
Tatsächlich ohne milliardenschweren Bill Gates, mittelprächtige, vegane Kochbuchschreiber, unterirdische Echsenmenschen, vormals tolle Soulsänger und – tatsächlich – ohne DIE DA OBEN. Also, auf DIE DA OBEN lege ich tatsächlich gesteigerten Wert. Der Begriff DIE DA OBEN ist tatsächlich so was von konkret. Ich stelle mir DIE DA OBEN tatsächlich als eine locker-fluffige Stammtischrunde vor, die sich seit Urzeiten irgendwo, im Idealfall tatsächlich da oben, trifft, und dann tatsächlich Pläne schmiedet, was sie mit uns da unten, so anstellen kann. Ich denke da an Falten, Pickel, Krampfadern, Schlagersänger mit Kindfrauen, Kanzlerkandidaten, verregnete Sommer oder vermaledeite Zeitumstellungen.
Gleichzeitig mit den Querdenk-Intelligenzbestien, den Corona-Leugnern und den ganz normalen Bürgern – die tatsächlich nur mal so Seite an Seite mit rechts- bzw. linksradikalen Agitatoren maskenbefreit durch die Fußgängerzonen von Leipzig bis Bonn marschieren – kam ich der TATSÄCHLICH-Verschwörung auf die Spur.
Beteiligt sind ZDF-Moderatoren, allen voran Markus Lanz, alle Talkfrauen der ARD in Sneakern, dann alle, ich meine tatsächlich alle, Frühstücksmoderatoren, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, das „Perfekte Dinner“ per se, alle Berichterstatter, die vor oder hinter dem weißen Haus, Bundestag oder Big Ben stehen und, allen voran, Ulrich Klose, der brandaktuell aus den Krisengebieten der Welt berichtet – in letzter Zeit vermehrt aus der Düsseldorfer Altstadt – und ich gebe es ungern, aber tatsächlich zu, ich selber.
Ich zumindest merke es tatsächlich, wenn die Gehirnwäsche bei mir zuschlägt. Ich zucke regelrecht zusammen und verschlucke mich an dem Wort TATSÄCHLICH. Bei meinem letzten TATSÄCHLICH Anfall habe ich mir tatsächlich die Mühe gemacht, nachzuschauen, wann tatsächlich denn tatsächlich angebracht ist. Tatsächlich eher selten. Es handelt sich um ein Adverb, das tatsächlich ein Verb, Substantiv, Adjektiv oder anderes Adverb wahrheitsgemäß und faktisch untermauert.
Warum die Deutschen seit 2020 tatsächlich meinen, alles untermauern zu müssen, bleibt mir tatsächlich ein Rätsel: Ob er tatsächlich zu Hause bleibt– ob sie tatsächlich genug Kraft hat – das liegt tatsächlich daran – ich finde tatsächlich – mir schmeckt das tatsächlich – ich nehme tatsächlich Hühnerbrühe – ich kann das tatsächlich nicht beurteilen – ich schreibe tatsächlich wieder Briefe – ich bin dann tatsächlich schlafen gegangen …
Ich weiß nicht, ob hinter der Verschwörung tatsächlich Hausbesetzer Trump und seine Lügen-Twitterei steckt. Aber wenn ich jetzt tatsächlich mal rumverschwörern darf, glaube ich, dass er die TATSÄCHLICH-Aktivierung tatsächlich dadurch auslöst, wenn er sein Mündchen so klitzeklein zusammenknittert und den Kopf schief legt, immer in die Richtung, damit sein Haarpudel nicht verrutscht. Das ist das TATSÄCHLICH-Signal, dann denken wir da unten, dass wir uns tatsächlich schützen und absichern müssen. Doppelt und dreifach pro Satz. Mehr ist tatsächlich mehr.
Alles, wirklich alles bekommt tatsächlich eine solche Tragweite, Wichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Ausschließlichkeit. Aber jetzt genug. Ich habe die Sache ja tatsächlich aufgedeckt.
In diesem Sinne – ich gehe jetzt tatsächlich mal kurz für Königstiger. So viel wahrheitsgemäße Fakten müssen tatsächlich sein.